Neben der Weißen Waldhyazinthe Platanthera bifolia und der Grünlichen Waldhyazinthe Platanthera chlorantha gibt es in Mitteleuropa eine weitere Waldhyazinthen-Art, die genetisch ganz klar getrennt ist, wie Untersuchungen der Universität Heidelberg zusammen mit dem AHO Baden-Württemberg 2021 bis 2025 zeigten. Das Ehepaar BAUM aus Nordrhein-Westfalen hatte diese Art 2017 als Platanthera muelleri beschrieben. Doch die Existenz dieser dritten Art in Mitteleuropa war keine wirklich neue Erkenntnis, denn HERMANN MÜLLER (1829-1883), nach dem sie diese benannten, und WILHELM LUDWIG PETERMANN (1806-1855) hatten die Existenz dieser dritten Art schon im 19. Jahrhundert erkannt. PETERMANN hatte sie 1846 in seinem 'Analytischen Pflanzenschlüssel für botanische Excursionen in der Umgegend von Leipzig' Seite 591/592 auch schon als Platanthera pervia benannt, nach dem wie bei Platanthera chlorantha offen sichtbaren Sporneingang dieser Art. Die beiden Pollinien stehen nicht parallel und nicht so nahe zusammen wie bei Platanthera bifolia, und auch nicht so schräg und weit auseinander wie bei Platanthera chlorantha, sondern nehmen eine Stellung dazwischen ein. Diese Art ist in Europa weit verbreitet, nicht nur in Norddeutschland, den Niederlanden und Belgien, sondern auch die lange ungeklärte 'südbadische Streuwiesensippe' der südlichen Oberrheinischen Tiefebene gehört dazu, wie auch andere Populationen in Süddeutschland und viele Populationen in den Alpen. Vermutlich ist auch die 2015 beschriebene süditalienische Platanthera bifolia subsp. osca R.LORENZ, ROMOLINI, V.A.ROMANO & SOCA dazu zu rechnen, die 2022 in Platanthera osca BIAGNOLI, KREUTZ & DE SIMONI umkombiniert wurde. Auch in der Türkei soll es solche Pflanzen geben.